headerimage

TV outbound
to the land of plenty

MEXIKO 1

Back in BC, ja, aber in

BAJA CALIFORNIA - Kombi aus Kuba, den Kapverden, Sansibar

und sanfter Einstieg nach Zentralamerika, denn die Baja ist bevorzugtes Winterquartier der Snowbirds, wie die Amerikaner und Kanadier hier heißen.

Papayas, Ananas und Datteln, faszinierende Kakteenwelt (#1, #2, #3, #4), bunte Häuser, Pelikane und Delphine, dunkelhäutige Indigenas, die Männer mit silberbekronten Zähnen, die Frauen geschminkt wie zum Ausgehen, der Geruch des Landes nach Feuchtigkeit, Fisch und Frittiertem, typische Mex-Städte wie Tijuana, Rosarito und Ensenada, katholische Ikonen der spanischen Eroberer (#1, #2), Malecons statt Avenues und Boulevards, Tequila (gewonnen aus dem Herzen des mächtigen Blütenstängels der Weber-Agave) statt Whiskey, Margaritas und Daiquiris, retroflexes R im wohlklingend weichen Spanisch, Langsamkeit des Seins - -

aber auch Militärposten mit zum Einsatz bereiten, entsicherten Gewehren, zerstörerische Topes, die richtig gemein sind, Altos, meist 4-way-stops (alle müssen halten, dann in der Reihenfolge wie gekommen auch gehend), die die städtische Polizei zum Abkassieren nutzt, Dreck, Müll und Plastik im Vorhof Amerikas.

Der Grenzübergang nach Tijuana am 14. November ist wohltuend entspannt: „Welcome. We are honored that you are here. Give you a 10-year permit for your truck, because we are optimistic that you will come back“. Die Zollmannschaft füllt alle Formulare aus, die Genehmigungsplakette kostet 50, der Stempel im Pass mit 180 Tagen Aufenthaltserlaubnis je 25 €. Ogott, wie anders ist alles, und die Amerikanische Mauer gegen mexikanische Einwanderung zieht sich, als Bollwerk stacheldraht-bewehrt und der Chinesischen Mauer in nichts nachstehend, über die Hügel zwischen San Diego und Tijuana. Trumps Vorgänger haben bereits ohne jeglichen Bürgerprotest ganze Arbeit geleistet. In Popotla auf dem bewachten und eingezäunten Camping, der ein ungesichertes Tor zum Strand hat, wo die Fischerboote mit ihrem reichen Fang anlanden und wo es demzufolge Fisch-Shacks (#1, #2) gibt, essen wir Seeigel mit Limone und einem Tropfen Chilisoße für umgerechnet 3 € und nehmen eine dunkelrote Languste für 10 € mit heim, die sofort im Kochtopf landet und, mit ein wenig frischgepresstem Limonensaft beträufelt, gleich darauf in unseren Mägen. Danach gibt´s Angus Rib Eye, das Fettauge mit Livikon-Meersalz so süß wie das Knochenmark als Vorspeise beim Wiener Tafelspitz.

Und dann geht´s auf die Mex 1, die gefährlichste Straße, die wir je gefahren sind. Nicht einmal die einspurige Straße von La Paz/Bolivien hinab in die Yungas kann da mithalten. Die Mex 1 verläuft in gefährlichen Haarnadelkurven auf schmalem Damm, dessen Ränder ausgefranst oder zuweilen gar nicht mehr existent sind. Daneben geht´s dann 200 m tief hinab, was den sicheren Tod bedeutet. Die 1.500 km lange Straße begleiten ebenso viele Kreuze, wie sie Kilometer hat, eher mehr, Zeugnisse tragisch-tödlicher Opfer. Grund ist zunächst natürlich die Straße selbst, dann hohe Geschwindigkeiten, Überholmanöver bei zugezogener Linie und uneinsehbaren Kuppen zwischen Flussfurtentälern, immer breiter und schwerer werdende Fahrzeuge, der kommerzielle Warenverkehr vom und zum Festland mit eiligen ungeduldigen Fahrern, die beim Überholen!!! mit dem Einsatz der Motorbremse, die wie ein Maschinengewehr bollert, erschrecken - wollen!? Verkehr, Gegenverkehr und Überholer touchieren sich fast, drängen einander ab, der gelbe Mittelstreifen ist Überlebenslinie, die kleinste Ablenkung hat tödliche Konsequenzen. Auch wir erleben nicht nur eine Situation, die uns in Gefahr bringt. Kein gutes Gefühl.

Topes sind eine Art Sleeping Policemen, die dich mit Rawumm stoppen. Gleich 2 übersehen wir in Puente Cabras, weshalb sie uns die Einrichtung zuschanden schlagen. Sie reißen Kühlschrank und Spülbecken aus der Verankerung und kehren im Kühlschrank alles zuoberst: Milch und Eier kaputt, die Schweinerei groß. 4 Stunden braucht Tom, um die entstandenen Schäden zu reparieren, weshalb er seine neu erworbene Drohne nicht ausprobieren kann. Eine solche hat er sich nämlich gekauft. Mit dem Fluggerät kann man die Welt von oben und unten filmen. Spektakulär. Als er sie in Betrieb nimmt, zerstört sie sich fast selbst, denn er hat bei der Funktion „Return to home“ die Höhe nicht eingestellt, so dass sie nicht wie gewünscht auf dem Tisch, sondern zwischen den metallenen Tischbeinen landet. Schrab, schrab, schrab machen die Propeller, der Sand stiebt auf, dann liegt sie auf der Seite. Irgendwie gefallen sieht sie aus, aber kaputt ist sie nicht. Sie hat die Kollision unbeschadet weggesteckt.

La Paz mit seinen Farben (#1, #2), Hauptstadt von Baja California Sur, ist für uns dreifach interessant: Die Stadt hat einen Malecón, an dem das „Stella“ liegt, eine einzige große Palapa für Gäste, die gern mexikanisch mit mediterranem Touch speisen, die Allende Books in der Av Independencia, wo man den Church & Church bekommt, und das Pichilingue Terminal, von dem die Fähren zum Festland ablegen.

Und das sind unsere Traum-Standplätze auf der Baja:

Punta Cabras: eine kleine Landzunge hinaus auf den Pazifik mit vorgelagerten Inseln, auf denen Pelikane sitzen, die, wann immer es sie gelüstet, nach Fisch tauchen,

Bahía San Quintín: Fidel's El Pabellón RV-Park, mit grauen Sanddünen (#1, #2, #3), auch am Pazifik, für uns perfekte Kombi aus Wildcamping, sanitärem Komfort und digitaler Vernetzung, gleichzeitig Anlandeplatz der Fischer, die faustgroße Schnecken aus dem Meer holen,

Bahía Concepcíon: Playa El Coyote, auf der Golfseite, nach sieben Monaten harter Reisedisziplin DIE Inkarnation aller unserer Baja-Erwartungen. Unser Laster steht zwei Meter vom türkisfarbenen Wasser, Verkäufer bieten Wasser, Obst, Gemüse, hausgemachte Tamales und Empanadas an, Fischer frisch gefangene Shrimps und Jakobsmuscheln. Wir haben zwar keine Palapa, aber eine Palme neben uns und einen 10 m langen weißen Muschelkalkstrand. Wir bedauern im Nachhinein, nicht länger als 4 Tage geblieben zu sein.

Am WENDEKREIS DES KREBSES ( 23°27’ ) vor Cabo Pulmo, auch auf der Golfseite, finden wir das mexikanische Goa, noch schöner als schön, schwarzer Lava- auf der einen, karibischer Sandstrand auf der anderen Seite (#1, #2), zudem mit vorgelagertem Riff, wo sich die ganze tropische Fischwelt tummelt (#1, #2, #3). Bereits beim ersten Fuß, den du ins Wasser setzt, siehst du die bunten Schwärme, die dir neugierig in die Augen schauen, wenn sie an der Brille vorbeiziehen. Zufällig und unerwartet früh treffen wir auf diese prächtige Südsee-Unterwasserwelt, und Tom kann nicht ablassen, sie wieder und wieder zu sehen, dies direkt „vor der Haustür“, ohne Tauchgang und ohne Dollar. Das als Naturschutzgebiet ausgewiesene Gebiet ist für uns etwas selten Einzigartiges, das wir vielleicht gar nicht mehr finden werden. Am ersten Tag stehen wir allein, am zweiten mit dem gelben Bremach von Walter und Melisse, am dritten Tag mit dem weißen MAN von Uli und Sabine. Die 3-farbige Overlanderkollektion macht sich gut. Wir bleiben 6 Tage, gehen baden, schnorcheln, mittags ins „La Palapa“ zum Fischessen und Cocktail-Trinken und bereiten die Festlandroute vor. Weiter nach Süden und die Westküste hinauf fahren wir auf der Baja nicht mehr, da die Region Spielplatz für einfliegende Kurzzeittouristen ist. So werden wir am 4. Dezember die Fähre von La Paz nach Mazatlán nehmen. Neues Spiel, neues Glück im zentralen Hochland von Mexiko.

Infos für Baja-Reisende:

Die Grenzprozedur einschließlich der Durchleuchtung des Lasters dauert etwa eine Stunde,

die Gesamtkosten für Fahrzeug- und Aufenthaltsgenehmigungen (2 Personen) betragen 100 €.

Auf der Baja kann man ohne besonderes Risiko sowohl am Pazifik als auch am Golf frei stehen.

Allerdings soll es einen Pumpgun-Überfall und Klauereien von Camping-Ausrüstung an der Playa Tecolote, nordöstlich von La Paz gegeben haben. Auch am Strand von Cabo Pulmo sind Turnschuhe von einem Zelter weggekommen. Das heißt, alles nachts wegschließen. KEIN Mexikaner war´s, der meine Kamera, die ich auf dem Radschenkel des Lasters hatte liegen lassen, als wir uns ins Dorf aufmachten, in der Hosentasche hatte, als ich zurückkam. Nur mit handfesten Drohungen: „Come on, give me my camera back, otherwise I will report to the police. You should also be aware that we have got influential friends so that you will never get out of Mexico again. And see, the camera string with the Olympus Tough label peeps out of your pocket. So, come on.“ Der Gestellte gibt mir die Kamera zurück. Keine Entschuldigung, keine Scham.

Die Reise-Bibeln für Mexiko, Guatemala und Belize sind der Guia Roji, eine detaillierte Straßenkarte mit Spiralbindung (in allen Walmarts hinter der Grenze erhältlich) und der Church & Church, Mexican Camping (im Buchladen in La Paz nahe dem Malecón zu kriegen).

Aqua Purificado sind Trinkwasserstellen, die solches verkaufen, z.B. 50 l für 80 Pesos, also 4 Cent pro Liter destilliertes Wasser.

Cocktails mit Eis kann man in BCS bedenkenlos trinken, weil es Snowbird-Einzugsgebiet ist.

Der US-Dollar ist deshalb auf der Baja begehrliche Währung und gleichzeitig nur im Unmaß etwas wert. So sollte man keine Gleichgültigkeit zeigen, wenn das Wechselgeld frech einbehalten wird - melkbare Kühe sind Overlander definitiv nicht.

Erstellt am Sonntag, 4. Dezember 2016
Permanenter Link -

« 26.11.2016 CALIFORNIA - Golden State? / 13.12.2016 MEXIKO 2 »